Tag 16
Das Wunder von Frankreich
immer noch in Brunstatt
Das Wunder kommt, jedoch nicht so, wie wir es erhofft haben:
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1.) Ich entdecke eine zweite kaputte Speiche an meinem Hinterrad
2.) Der Rücken von der besseren Hälfte ist natürlich an Tag 2 noch nicht zum Entzücken
3.) Wir rasseln ungeahnt in einen krassen Feiertag in Frankreich hinein (Alle Geschäft sind für 2 Tage zu)
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Ja, und so sitzen wir hier in der Warteschleife, und können nur noch darauf warten, dass die Knallkörper des 14. Julis (Sturm auf die Bastille) ein Ende haben und die Fahrradläden wieder aufmachen, damit ich meine Speichen reparieren kann. Wir haben zum Glück gute Unterhaltung auf dem Campingplatz. Von Sonntag Mittag bis Montag Abend ist Party angesagt und zwar volle Pulle. Diesmal zum Glück mega coole afrikanische Musik mit Live-Percussion. Party auf dem Campingplatz haben wir auch noch nicht so oft erlebt. Vielleicht hält uns das auch davon ab einen ernsthaften Zeltplatzkoller zu entwickeln, denn zu allem Überfluss müssen wir ab Montag Mittag den ganzen Tag in unserem 4 qm Zelt bleiben: Es gießt ab 15 Uhr Uhr, als wäre es der letzte Tag auf Erden. Den ganzen Tag und die ganze Nacht. Am nächsten Tag rechne ich aus, dass wir es 9 Stunden tagsüber und 9 Stunden in der Nacht geschafft haben nonstop im Zelt zu sein. Zu zweit. Ohne durchzudrehen. Insgesamt 18 Stunden. Wow, wie haben wir das geschafft?! Das ist auch ein Wunder. Ein Wunder hier in Frankreich!
Aber nach dieser Gefangenschaft habe ich Hummeln im Hintern! Ich scharre mit den Hufen, dass es nur so qualmt.
Und während ich an dieser Geduldsprobe fast kaputt gehe, freut sich einer inzwischen besserer Gesundheit: Die bessere Hälfte macht dank neuer und dickerer Isomatte, die ich ihm zum Glück noch am Freitag besorgen konnte (die Alte war wirklich hart wie Knäckebrot) und zwei Wärmepflastern, Fortschritte: Er kann sich schon wieder auf allen Vieren aus dem Zelt bewegen. Und lachen kann er auch wieder.
Immerhin eine Sache die funktioniert. Yeah!
Während die bessere Hälfte den Zeltplatz in kleinen Runden erkundet und Freundschaft schließt mit unseren Nachbarn (was bleibt ihm auch anderes zur Ablenkung übrig), drehe ich ungeduldig meine Touren durch das dicht gelegene Mulhouse. Ich versuche mich mit den alltäglichen Besorgungen, wie Lebensmittel und Wasser einkaufen, ins Internetcafé und umsonst zum geschlossenen Fahrradladen zu fahren, ein bisschen auszutoben. Es ist eigentlich sehr spannend alleine durch Frankreich mit dem Fahrrad zu fahren, aber mein Drang endlich weiterzufahren, stillt es nur die ersten Tage. Je länger dieses Drama geht, desto schwieriger wird es. Morgen ist Dienstag und die Geschäfte haben wieder auf. Heilige Mutter und heiliger Josef, vielen Dank für dieses Geschenk. Morgen muss ich mich endlich nicht mehr in Geduld üben. Morgen gehts wieder auf die Piste.
Drückt uns bitte die Daumen, dass es da von jetzt ab zu keinen gebrochenen Speichen, Hexenschüssen, Blasenentzündungen, Übelkeitsattacken, oder sonstigen Überraschungen mehr kommt.
Ich möchte einfach mal wieder in Ruhe Kette geben :-) Inshallah!